Gemeinsam mit ihrem Mann begründete sie die Familienarbeit bei Jugend mit einer Mission, um Ehen und Familien in Europa zu retten und zu stabilisieren.
Wie alles anfing
„Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dich mit meinen Augen leiten.“ Dieses Wort aus Psalm 32,8 traf uns damals sehr persönlich und führte nur wenige Monate später dazu, dass Andreas seine Karriere als Betriebswirt und seinen gut bezahlten Job an den Nagel hängte, wir unser Haus aufgaben, unsere Möbel bei Freunden unterstellten und uns als Familie mit zwei kleinen Kindern zur Jüngerschaftsschule bei „Jugend mit einer Mission“ (JMEM) in Hurlach anmeldeten. Dort bestätigte Gott unsere Berufung zum Familiendienst und so war die nächste Etappe eine Familiendienst-Schule, die uns auf den Dienst vorbereiten sollte.
Wir hatten gute Lehrer und sind so dankbar, dass sie uns nicht nur Wissen gelehrt, sondern auch vermittelt haben, wie viel Barmherzigkeit und Mitgefühl nötig ist, um der großen Not zu begegnen, in der sich Familien, Geschiedene, Alleinerziehende, Witwen und Waisen befinden. Manchmal haben wir uns gefragt: „Was sollen wir denn da ausrichten? Was wir tun können, ist doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Wir mussten erkennen: Wenn es auf uns ankäme, könnten wir tatsächlich gleich einpacken. Aber wir haben einen großen Gott! Unsere Stärke liegt in IHM. ER wird der Not begegnen.
Nach der Familiendienst-Schule wurden wir Mitarbeiter bei JMEM in Hurlach, führten vorwiegend Ehe- und Ehevorbereitungs-Seminare durch, und bauten einen Arbeitskreis für Familienarbeit in Bayern auf. Der Gedanke an eine familiengerechte Jüngerschaftsschule ließ uns nicht los, und so bahnten wir mit der ersten „Jüngerschaftsschule für Familien“, die wir 1992 in Schlossau im Bayerischen Wald durchführten, den Weg für andere Jüngerschaftsschulen dieser Art, die seither auch in anderen Ländern Europas angeboten werden.
Aufbruch nach Ostdeutschland
Bald wurde der Platz im Hurlacher Zentrum zu eng. In dieser Zeit begann Gott zu uns über Ostdeutschland zu sprechen und wir machten uns im Frühjahr 1991 mit unserem damaligen Familiendienst-Team auf den Weg nach Osten, besuchten Pastoren und geistliche Leiter, um herauszufinden, ob Gott diesen Ruf auch durch sie bestätigt.
Wir erfuhren, dass der Kommunismus strategisch Familien demontiert hatte, dass der Großteil der Kinder bereits im Alter von sechs Wochen in der Krippe abgegeben worden war, manche sogar in einer Wochenkrippe, dass jede 2. Ehe geschieden wurde und die Beziehungsnöte entsprechend groß waren. Was man selbst nicht empfangen bzw. erfahren hat, kann man nicht weitergeben. Wie sollten Väter Väter und Mütter Mütter sein, wenn sie diese Erfahrung kaum bzw. nur unzureichend gemacht hatten?
Der damalige Leiter der Kirchenwochenarbeit ließ uns aber auch wissen: „Wenn ihr wirklich etwas verändern wollt, reicht es nicht ab und zu hierher zu kommen und ein paar Seminare durchzuführen. Ihr müsst bereit sein das Leben mit uns zu teilen, hier zu leben, zu riechen wie wir.“ Der letzte Satz traf mich besonders. Damals wurde in Ostdeutschland noch vorwiegend mit Kohle geheizt und nach einer Woche hing dieser Geruch in meinen Kleidern. Nein, das wollte ich nun wirklich nicht!
Wieder zuhause in Hurlach bearbeitete Gott mein Herz – ein schwieriger Prozess! - doch nach vier Wochen war ich soweit. Ich war nicht nur bereit den Preis zu bezahlen, sondern ich empfand darüber hinaus eine große Liebe und Verbundenheit zu den Menschen, denen wir während unserer Erkundungsreise begegnet waren.
Nun begann die Suche nach einem geeigneten Objekt, das uns als Jüngerschafts- und Schulungszentrum für Familien dienen sollte. Nein sagen zum Zweitbesten und warten bis Gott uns das Beste gibt, war gerade in dieser Zeit nicht einfach. „Beste“ bezog sich dabei keinesfalls auf den äußerlichen Zustand der Gebäude, denn die uns angebotenen Gebäude befanden sich alle in schlechtem Zustand. Es ging um Gottes Wege. Und die waren dann ganz anders als erwartet. Trotz angestrengter Suche, fanden wir kein entsprechendes Objekt und Gott machte uns klar, dass wir nicht mehr im Westen warten sollten, sondern „über den Jordan“ gehen sollen im Vertrauen, dass Er uns im Gehen versorgen würde. Die Lektion, die wir damals lernten, war, dass Gott der Weg zum Ziel mindestens genauso wichtig ist wie das Ziel selbst. Immer wieder mussten wir unsere Haltung Gott gegenüber prüfen, unsere eigenen Vorstellungen und Rechte aufgeben. Am 6. Januar 1993 war es soweit. Mit einem kleinen Team von vier Familien zogen wir nach Ostdeutschland um und mieteten einige Wohnungen in der Nähe von Bautzen.
Trotz aller Schwierigkeiten – Gott ist mit uns!
Die anfängliche Begeisterung ließ schon nach wenigen Wochen nach. Besuche im Osten waren eine Sache – hier zu leben etwas ganz anderes! Wir hatten zwar den Vorteil dieselbe Sprache zu sprechen, doch durch die unterschiedliche Vergangenheit trennten uns Welten. Auch das Einleben war nicht so leicht wie wir dachten und dauerte eine Weile. Ich musste lernen mit Kohle zu heizen und damit umgehen, dass man warmes Badewasser nur bekam, wenn man vorher stundenlang den Badeofen heizte. Auch unsere Kinder hatten zunächst Anpassungsschwierigkeiten und mussten sich mit der Ablehnung ihrer Klassenkameraden auseinander setzen. Als unser Sohn Johannes wieder einmal weinend von der Schule nachhause kam, klagte ich Gott an: „Wenn du uns schon hier her schickst, dann verschone wenigstens meine Kinder!“ Die Antwort kam am Abend in Form eines Fernseh-Interviews mit einem Pfarrer, der vor und während der Wendezeit durch seinen Widerstand aufgefallen war. Auf die Frage, wie er denn zu der Person geworden war, trotz aller Repressalien, denen Christen unter dem Kommunismus ausgesetzt waren, sagte er: „Von klein auf musste ich mich in meinem Umfeld als Christ behaupten. Meine Eltern konnten mich nicht vor den Stürmen bewahren, aber ich konnte immer mit ihnen über alles reden und sie beteten für mich. Das hat mich stark gemacht.“ Diese Aussage machte mir Mut, Gott auch für das Leben und die Entwicklung meiner Kinder zu vertrauen. Was uns damals half, war die Tatsache, dass wir uns als Familie trotz aller Schwierigkeiten in einem Punkt völlig einig waren: „Wir sind am richtigen Platz und Gott ist mit uns!“
Gott erweitert unseren Einflussbereich
Nachdem wir das erste Jahr im Osten mit vielen Höhen und Tiefen überstanden und uns in unserer neuen Heimat einigermaßen eingelebt hatten, öffnete Gott die nächste Tür und im Februar 1994 konnten wir den Kaufvertrag für ein großes, parkähnliches Gelände unterschreiben, auf dem das zukünftige Missions- und Schulungszentrum JMEM Hainichen entstehen sollte. Seitdem sind 14 Jahre vergangen. Viele Familien wurden durch unsere Seminare und Jüngerschaftsprogramme gesegnet und geschult. Nach der intensiven Aufbauphase des Zentrums konnten wir im Jahr 2000 die Zentrumsleitung übergeben und uns wieder verstärkt auf den Familiendienst konzentrieren. Seitdem hat Gott unseren Einflussbereich ständig erweitert. Derzeit bereiten wir eine Internationale Familiendienst-Schule vor; eine Ausbildung zum Familienberater/-referent, die ab März 2009 in Hainichen angeboten wird. Außerdem haben wir im Herbst 2007 zusammen mit „Team F“ eine bundesweite Initiative zur Stärkung der Ehe auf den Weg gebracht, die ab 2009 jedes Jahr in der Woche vor dem Valentinstag laufen soll. Mit der „Marriage Week – Gutes für Ehepaare“ wollen wir ein Zeichen setzen, dass Ehe gut ist, und Ehepaare einladen, in ihre wichtigste Beziehung zu investieren.
Menschen gewinnen, die sich für die Wiederherstellung von Familien einsetzen
Angesichts der Situation vieler Familien in unserem Land, zerbrochenen Ehen, verunsicherten Eltern, die ihre Verantwortung für die Kinder abgeben, und Kindern, die ohne emotionale Stabilität und Sicherheit aufwachsen, braucht es Menschen, die sich für Familien einsetzen. Wie Nehemia, der über die Zerstörung der schützenden Mauern Jerusalems weinte und sich von Gott bewegen ließ sie wieder aufzubauen, so ist heute unser größtes Anliegen Menschen zu gewinnen, die sich mit uns für die Wiederherstellung von Familien einsetzen. Ehe und Familie sind eine Institution Gottes und der wichtigste Faktor bei der Prägung eines Menschen. Die Familie kann biblische Werte und Maßstäbe am effektivsten an die kommende Generation weitergeben. Hier lernen wir für`s Leben. Das ist persönlich bedeutsam für jeden Menschen, für die Gemeinde und für die ganze Nation. Die Arbeit bedeutet Kampf und harte Arbeit, aber wie damals gilt heute noch Gottes Verheißung: „Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen.(Nehemia 2,20)“