Sehr praxisorientiert motiviert der engagierte Leiter der Freien christlichen Jugendgemeinschaft dazu, Lebensträume zu verfolgen und zu verwirklichen.
VOICE: Walter, du hast in der letzten Zeit immer wieder Menschen aufgefordert, ihre Träume ernst zu nehmen und Wirklichkeit werden zu lassen. Warum ist dir das so wichtig?
Walter Heidenreich: Mir ist bewusst geworden, wie wichtig unsere Träume sind. Vor allem die Träume unserer Kindheit haben Bedeutung für unser Leben. Mir sind viele Beispiele vor Augen, wo Gott Kindern und Jugendlichen Träume und Visionen für ihr Leben geschenkt hat, die dann meistens irgendwann der Vernunft und dem Erwachsenwerden weichen mussten. Wenn Menschen aber diese Träume verfolgen, sie entschlossen dranbleiben und ihre Energie dafür aufwenden, gelingt ihnen oft Außergewöhnliches.
Es geht ja für uns Christen nicht darum, dass wir einen „Segensgeber“ haben (wie andere einen Arbeitgeber), der alles absegnen soll, was uns so in den Kopf kommt. Es geht darum, dass wir erkennen, welche Träume Gott für unser Leben hat. Gott sucht nach Männern und Frauen, die sagen: „Gott, mach mit meinem Leben, was dir gefällt.“
VOICE: Hast du selber Träume?
Walter Heidenreich: Und ob! Ich habe viele Träume; immer verbunden mit Leidenschaft. Mein größter Traum und meine größte Leidenschaft sind, dass alle Völker das Evangelium hören. Ich möchte auch Deutschland durchevangelisieren, denn Deutschland braucht genauso das Evangelium von der Liebe Gottes, die Menschen neu macht. Wie das gehen soll? Keine Ahnung! Ich bete, dass Gott uns den Schlüssel zeigt, denn alte Konzepte nützen uns nichts. Ich will nichts tun, was vor 10 Jahren richtig war. Gott wirkt heute anders als damals. Trotz allem Neuen erwarte ich dennoch, dass sich auch die alten Kathedralen mit Menschen füllen, die Gott lieben und von ganzem Herzen anbeten.
VOICE: Kannst du uns ein Beispiel nennen für einen Menschen mit Vision?
Walter Heidenreich: Eines der berühmtesten Beispiel ist wohl Martin Luther King. Er sagte seinen berühmten Satz: „I have a dream!“ Er träumte vom Ende der Apartheid in Amerika und der ganzen Welt, davon, dass Menschen aller Rassen gleichberechtigt sind und in Frieden zusammenleben. Er brachte einiges in Bewegung und bezahlte für seinen Traum mit seinem Leben. Haben wir Träume, für die wir bereit zu sterben und die das auch wert sind?
Ein weiteres gutes Beispiel aus der Bibel ist Joseph. Er hatte einen Traum und posaunte ihn gleich heraus. Ich selbst behalte meine Träume oft lange für mich. Seine Brüder hassten ihn dafür so sehr, dass sie ihn verkauften. Joseph hätte allen Grund gehabt, verbittert zu sein und seine Brüder für sein Schicksal verantwortlich zu machen. Doch er tat es nicht. Er wusste: Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich. Er kam unschuldig ins Gefängnis und beklagte sich nicht, sondern diente dort und machte „Karriere“. All das bahnte einen Weg für die Versöhnung mit seiner Familie, als er schon längst wieder frei und ein mächtiger Mann in Ägypten war. Durch alle Höhen und Tiefen hindurch erlebte Joseph dennoch genau das, was er in seinem Traum gesehen hatte.
VOICE: Und wie sieht das konkret für unsere Zeit aus?
Walter Heidenreich: Als ich kürzlich Bilder von begeisterten Fußballfans sah, fragte Gott mich: „Walter, was siehst du?“ Ich sah die Menschenmassen, die jubelnden Fans, die Fahnen und verstand überhaupt nicht, was die Frage sollte. Was siehst du? Es ging mir wie den Emmaus-Jüngern, die Jesus erst erkannten, als er das Brot brach. Plötzlich fiel bei mir der Groschen! Ich wusste schlagartig, was Gott meinte: Ich sah die Ernte! Ich sah die Menschen mit ihren Begabungen, ihren Möglichkeiten! Wie Jesus den Jüngern auftrug für Erntearbeiter zu beten, weil die Ernte reif ist (Matt. 9,38; Joh. 4,35), so sagte mir Gott: Hört auf, um Erweckung zu bitten; es ist Zeit für die Ernte! Und wie Paulus sich nach dem ausstreckte, was vor ihm lag, sollen auch wir nach vorne blicken. Gott schafft Neues – es ist an uns, es zu erkennen!
VOICE: Und wenn Träume platzen?
Walter Heidenreich: Ja, es kann sein, dass Träume zerbrechen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir eine Offenbarung von Gott haben, von dem Vater, der uns hundertprozentig bejaht. So wie Jesus und der Vater in ganz enger Beziehung zueinander leben, brauchen auch wir Menschen, die hundertprozentig zu uns stehen und an uns glauben. Die Gemeinde Jesu sollte ein Dream-Center sein, in dem wir uns gegenseitig helfen und unterstützen, unsere Träume in die Realität umzusetzen. Es geht nicht einzig um die eigenen Träume und Visionen, sondern auch darum, anderen zu helfen, damit ihre Träume wahr werden. Dann werden Pessimismus, Zynismus, Kleinglaube und andere Hindernisse aus unserer Vergangenheit überwunden und unsere Träume Wirklichkeit.
VOICE: Hängt es nicht mit unserer Veranlagung zusammen, ob wir träumen oder nicht?
Walter Heidenreich: Gott hat jedem Menschen Kreativität, Phantasie und die Fähigkeit gegeben zu träumen. Nur ist das alles oftmals durch schlechte Erfahrungen, Ängste oder Verletzungen verdeckt. Und wir tendieren dann dazu überempfindlich zu reagieren und behindern so das Wirken Gottes in und für unser Leben ! Ich sage den Leuten oftmals: Riskiere etwas! Kreativität und Vorsicht passen nicht zusammen. Auch wenn wir verletzt oder enttäuscht wurden, braucht uns das doch nicht auf immer und ewig zu lähmen. Menschen, die Erfolg haben, sind ganz normale Leute, die gelernt haben, sich nicht von Enttäuschungen aufhalten zu lassen.
Wenn wir die Dinge nicht aus Gottes Sicht sehen, liegen wir schief! Deshalb ist es gut, alle Hindernisse aus unserer Vergangenheit endgültig zu überwinden und die Menschen zu werden, die Gott sowieso schon immer gesehen hat und sieht. Dann werden Träume und Visionen zu einem ganz normalen Bestandteil unseres Lebens und wir erleben, wie sie Wirklichkeit werden. Vielleicht geschieht das nicht in fünf Monaten, aber dann eben in fünf oder fünfzehn Jahren. Gott begegnet uns immer auf der Ebene unserer eigenen Glaubenserwartung.
VOICE: Vielen Dank und Gottes Segen bei der Verwirklichung deiner Träume!