In unserer Gesellschaft trägt Leitung eher „männliche“ Züge. Kommt nun eine Frau in eine Leitungsposition, ist sie versucht, „männlich“ zu wirken, um den Ansprüchen an eine Führungskraft gerecht zu werden. Frauen wird aber durchaus zugestanden, dass sie anders sind und dementsprechend feminin führen. Den Frauen selbst fehlt dazu manchmal der Mut.
Verschiedene soziologische Studien bestätigen, dass die Stärke der Frau in ihrer Beziehungsfähigkeit liegt. Diese schöpfungsmäßig angelegte Beziehungsorientiertheit der Frau prägt natürlich auch ihr Leitungsverständnis. Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild als Mann und als Frau
. Das ist der Grund für die gegenseitige Ergänzung der Geschlechter.
1. Wahrnehmung
Stärken und Chancen
Frauen wollen möglichst alle Umstände und alle Menschen berücksichtigen. Die starke Ausprägung weiblich-sozialer Kompetenz führt dazu, dass Situationen richtig eingeschätzt und Informationen von allen Seiten einholt werden. Gerade in Sitzungen zeigt sich, dass die männlich-zielorientierte Vorgehensweise innerhalb eines Projektes ergänzt wird durch Frauen, die das Gesamte im Blick haben. 80% aller Frauen denken prädikativ, die meisten Männer (65%) denken funktional.
Fällt in einer Sitzung der Satz: „Der Hund bellt!“ wird in unterschiedlicher Weise weitergedacht: Die prädikative Denkerin stellt eine Verknüpfung her: „Die Katze miaut, der Vogel piepst“. Der funktionale Denker wird schaut auf den Zweck: „Der Hund bewacht das Haus“. Durch den prädikativen Panoramablick wird die Planung eines Projektes, die Leitung einer Organisation, die Gestaltung einer Gemeindearbeit umfassender, steht auf sichereren Füßen und wird den zu leitenden Menschen besser gerecht.
Schwäche
Wer alle Menschen und alle Umstände berücksichtigen will, kommt oft nicht vorwärts. Frauen neigen dazu sich zu verzetteln, wenn sie nicht auf das Ziel fokussiert bleiben.
2. Opferbereitschaft
Stärken und Chancen
Frauen engagieren sich ganz und mit hoher Opferbereitschaft. Ihnen geht es weniger um ihre Karriere als um die Menschen, das Projekt, die Gesamtorganisation. Frauen bevorzugen prosoziale Dominanz, d.h. sie ziehen ihr Selbstbewusstsein aus den Qualitäten „Fürsorglichkeit, Pflege persönlicher Beziehungen, Verantwortung für das Wohlergehen und die seelische Verfassung anderer“. Sie schätzen persönliche Gespräche, hören aufmerksam zu und reagieren unterstützend und ermutigend auf Probleme. Frauen suchen Anteilnahme und Verständnis und empfinden anderen gegenüber Verpflichtung und Verantwortung. Sie wollen konkret helfen, Bedürftige beschützen und anleiten und anderen etwas Gutes tun. Oft ringen Frauen um die richtige Balance zwischen dem Wunsch „Sorge für den Anderen tragen“ und dem „Bewusstsein der eigenen Kompetenz“. Wenn ihnen diese Balance gelingt, wird die prosoziale Dominanz für sie selbst eine Quelle gesunden Selbstvertrauens.
Grenzen
Vielen Frauen sind zuerst die Anderen wichtig. Danach kommt lange nichts, und an letzter Stelle, wenn keine Zeit, Kraft und Energie mehr bleiben, kommen sie selbst an die Reihe. Wer die „Anderen“ sind, hängt jeweils vom Umfeld ab. Leben Frauen in mehreren Umfeldern, versuchen sie diese in Einklang miteinander zu bringen. Sie selbst bezahlen den Preis dafür. Frauen neigen dazu „ihr letztes Hemd“ zu geben – auch wenn sie selbst dann keins mehr haben – bis hin zum Burnout. Sie machen zudem gerne Vorschläge oder erteilen Befehle, die das Wohlbefinden anderer betreffen bzw. übernehmen Verantwortung für sie.
3. Macht
Stärken und Chancen
Frauen nutzen ihre Macht für alle. Sie wollen grundsätzlich jeden mitnehmen und niemanden ausgrenzen. In reinen Frauengruppen werden Rangordnungen normalerweise nicht erkämpft, sondern zugestanden und auch wieder entzogen. Zugeständnisse werden nicht ein für allemal gegeben, sondern bei jedem neuen Anlass neu geklärt.
Macht haben und eigene Schwächen zugeben ist für Frauen kein Widerspruch. Sie können ohne Mühe zugeben, etwas nicht zu wissen. Sie thematisieren ihr Nichtwissen und holen sich Hilfe. Dabei haben sie nicht das Gefühl ihr Gesicht zu verlieren.
Wenn Frauen eine Aufgabe übernehmen, klären sie jedoch häufig nicht die dazu notwendigen vier Mandate.
1. Ein Mandat von Gott ist im speziellen Auftrag nicht immer leicht zu erkennen. Es ist allerdings auch nicht schon deshalb vorhanden, weil eine Sache gut ist oder Sie eine gute Idee haben.
2. Der Gedanke, sich selbst ein Mandat zu geben, ist bei Frauen oft besonders unterentwickelt. Sie sind unsicher im Bezug auf die eigene Kompetenz und können ihren Führungswillen nicht benennen.
3. Das von einem möglicherweise vorhandenen Ehepartner notwendige Mandat beachten Frauen meist.
4. Ein weiteres Mandat ist von den so genannten Anderen einzuholen. Dabei können die Anderen aus unterschiedlichen Personengruppen bestehen. Es könnten Vorgesetzte, Mitarbeiter, Kunden, persönlichen Berater, Kinder usw. sein.
Bei Vorträgen vor weiblichen Führungskräften erlebe ich immer wieder, dass Frauen besonders überrascht sind, dass sie sich selbst ein Mandat geben sollen. Für die christliche Frau ist Gott der Auftraggeber. Dabei betrachtet sie Aufträge von andern Menschen oft gleichwertig, ohne sich darüber Gedanken darüber zu machen, ob sie selbst es überhaupt will.
Grenzen
Frauen wollen ihre Macht umsetzen und haben gleichzeitig Sorge, dann nicht mehr geliebt zu werden. Sie wollen „Chefin“ und „jedermanns Darling“ sein. Damit schwächen sie sich selbst, denn: Wer alle mitnehmen will, kommt selbst schlecht voran.
Frauen geben in Konfliktsituationen mit Männern fast immer nach. Oder sie treten vorher – häufig schmollend – den Rückzug an. Bei der Zusammenarbeit in Frauengruppen wird durch die immer wieder neue Rangordnung Unsicherheit ausgelöst, die kontinuierliches Arbeiten erschwert. Frauen werden hier als konkurrierender, kritischer, ehrgeiziger und schwieriger beschrieben. In Führungspositionen leiden sie ganz besonders unter der Konkurrenz ihrer Geschlechtsgenossinnen.
Die für Frauen typische indirekte Kommunikation steht ihnen bei der Ausübung von Macht häufig im Weg. Besonders dann, wenn männliche Mitarbeiter im Team sind. Sich für die eigene Macht zu rechtfertigen ist bei Frauen weit verbreitet. Das kostet Kraft und untergräbt ihre Position bei den Mitarbeitern. Wer sich rechtfertigt, stellt sich mit den Mitarbeitern auf eine Stufe. Das heißt auch, die Führungskraft stellt sich nicht auf die gleiche Stufe mit den anderen Führungskräften – das wiederum nehmen ihr diese übel.
4. Erfolg
Stärken und Chancen
Gelungene zwischenmenschliche Bindungen herzustellen ist für Frauen Erfolg. So geben und erhalten sie Bestätigung und Unterstützung. Sie wollen Intimität bewahren und Isolation vermeiden. Ihr eigener Erfolg zählt mehr, wenn sie andere dabei integrieren können. Sie fragen beständig nach deren Beteiligung. Das Einbringen dieser weiblichen Stärke ist von elementarer Bedeutung für das Betriebsklima, und zwar auf allen Hierarchieebenen.
Zum Erfolg führende Kompetenzen von Frauen sind besonders Ausdauer, Beharrlichkeit, Sorgfalt, Verantwortung und Festhalten am Bewährten. Um richtige Entscheidungen zu treffen, sind sie dennoch bereit, von ihrer ursprünglichen Überzeugung abzuweichen, eingetretene Pfade zu verlassen und Innovationen voran zu bringen.
Grenzen
Frauen können zu sehr mit dem Herstellen von Bindungen und Beziehungen beschäftigt sein. Das bremst ihren Erfolg, ihre Macht innerhalb der Organisation und vermindert ihre Aktivitäten nach außen. Frauen betonen im Erfolgsfall die Umstände oder beteiligte Helfer, da ihr Gefühl für Selbstkompetenz wenig ausgeprägt ist oder nicht zugelassen wird.
5. Netzwerk
Stärken und Chancen
Frauen verstehen sich als Teil eines Netzwerks zwischenmenschlicher Bindungen. Dabei suchen sie gezielt nach Übereinstimmung und sind stark bei der Beurteilung von Chancen und Risiken. Eine wertvolle Komponente für ein Unternehmen! Die Einbeziehung möglichst vieler Partner in ein Projekt kommt bei gleichzeitiger klarer Strukturierung und klar angewandten Personalentscheidungen dem Projekt zu Gute.
Grenzen
Frauen neigen dazu, in Networking einen Weg zum Erfolg zu sehen, frei nach dem Motto: Hauptsache vernetzt. Doch Netzwerke können niemals Selbstzweck sein. Wer sich immerzu vernetzen will, tut das auch, weil er Entscheidungen und Gefahren abfedern will. Das ist in einem bestimmten Umfang hilfreich. Wenn diese Gabe jedoch überzogen wird, bremst sie die Beteiligten aus.
Schlussbemerkungen
WOMEN – mit globaler Wahrnehmung, größerer Opferbereitschaft, einem anderen Umgang mit Macht und Erfolg und dem starken Willen, in Netzwerken zu arbeiten – haben ihren einzigartigen Platz in der Führungsetage und können mit ihren "femininen" Stärken einen wichtigen Beitrag leisten. Bei ihrer Leitungsverantwortung sollten sie unbedingt die Mandate beachten. Ohne eine Klärung derselben bleibt der Auftrag unsicher. Das Engagement von Frauen ist geprägt von ihren Stärken und Grenzen. Nur wer seine Stärken kennt, kennt sein Potenzial und kann es nutzen. Die Grenzen brauchen Ergänzung. Dazu müssen sie gesehen und anerkannt werden. Die Betrachtungen der Grenzen zeigt, dass "feminine" Anteile genauso ergänzungswürdig und –bedürftig sind wie ihr Konterpart. Es wird eben erst ein Ganzes daraus, wenn beide Facetten – männlich und weiblich – zusammen kommen. Frauen sollten sich deshalb auf charakteristische Weise, eben feminin, als Führungskräfte einbringen.
Auf einen Blick:
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Stärke/Chance
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Grenzen
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Wahrnehmung
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Panoramablick
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Verzettelung
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Opferbereitschaft
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Prosoziales Engagement
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Selbstaufgabe
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Macht
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Macht teilen können
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Macht nicht annehmen
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Erfolg
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Erfolg teilen
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Selbstkompetenz bezweifeln
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Netzwerk
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Projekt und Mensch verbinden
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Netzwerk als Ziel
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