Bin ich von der Krise betroffen oder teil der Krise? Hier bekommen Sie praktische Hinweise, wie Sie die Antwort auf diese Frage finden.
Wir stehen mitten in einer Wirtschaftskrise und wir alle haben ein wenig den Eindruck, dass die Ursache der Krise wohl auch im Werteverfall liegt. Der Beifall der Massen ist sicher, wenn wir von schamlosen Spekulanten und riskanten Geschäften der Banker sprechen, die unsere Werte verzockt haben. Doch wie sieht die Realität aus? Können wir dem Werteverfall entgegen wirken, um eine weitere Krise abzuwenden oder sogar aus der jetzigen heraus zu kommen?
Die Wertediskussion ist, wie es in der Natur der Sache liegt, meistens eine recht philosophische Diskussion. Es handelt sich bei Werten immerhin um einen Leitstand im Kopf, der unser Handeln und Denken steuert. Sozusagen ein Befehlsleitstand. Aus dieser Perspektive können wir jedoch auch mal ganz praktisch werden.
Steuerangaben
Zur Realität. Kürzlich ist einer meiner Bekannten arbeitslos geworden. Möglicherweise ein Opfer der Krise, die durch wilde Spekulanten verursacht worden ist. Die Spekulanten seien einmal dahin gestellt. Schon allein deshalb, weil Jesus ja genau mit diesen Menschen Mitleid hatte, wenn wir an Zachäus den Zöllner denken. Während jetzt alle die Spekulanten verurteilen, laden wir ein zum Dialog. Ein Dialog ganz ohne Zeigefinger. So, wie Jesus damals den Dialog mit dem ungerechten Zöllner führte. Aber zurück zu meinem Bekannten. Welche Werte helfen ihm, wenn er als Familienvater merkt, dass die Familie nicht über die Runden kommen kann, ohne dass er dazu verdient? Wie groß ist dann die Versuchung, das Zusatzeinkommen nicht zu versteuern, damit es nicht beim Arbeitslosengeld wieder abgezogen wird? Inwieweit sind wir auch als Christen in der Gefahr, die als viel zu hoch und ungerecht empfundenen Abzüge – gerade für Familien mit Kindern – zu umgehen?
Softwarekauf
Der nächste Fall. Kürzlich schaut ein Kunde auf meinen Bildschirm und sieht dort hunderte von Musiktiteln, die ich alle mit CD’s oder online bei iTunes gekauft habe. Es kommt zur Diskussion, wie er sich alle möglichen Kopien im Netz besorgt und mit welchen klugen Tricks er die Cover runter lädt, obwohl er sie nicht bezahlt hat. Die Kinnlade fiel ihm runter, als ich nebenbei bemerkte, dass ich das alles bezahlt habe und nicht eine Raubkopie auf meinem Rechner sei. Wer heute seine Software, seine Musik und seine Filme bezahlt, der fällt schon auf. Aber an welchen Werten orientieren sich die Meisterkopierer? Im Übrigen sind sie alle auch Großmeister an Begründungen für ihr Fehlverhalten.
Finanzielle Prioritäten
Noch ein Fall. Ich spreche mit einem Mitglied einer christlichen Vereinigung über den Jahresbeitrag, den alle Vereinsmitglieder laut Satzung zu entrichten haben und es kommt zur Sprache, dass die Haushaltskasse es nicht zulässt, den Beitrag zu bezahlen. Er zahlt kurzer Hand einfach nichts oder auf gut Dünken einfach weniger. Auf welcher Wertegrundlage basiert dieses Verhalten?
Alle drei Fälle haben eins gemeinsam: Wenn das Geld nicht reicht oder es eng wird, entziehen sich immer mehr Menschen ihren Verpflichtungen gegenüber Dritten und optimieren ihre eigene Position. Mögen sie nach außen auch noch so fromme Sprüche auf Lager haben, ist doch offensichtlich, dass ihr innerer Befehlsleitstand, die Werte, sich irgendwie zur Selbstoptimierung verschoben haben.
Persönlicher Wertecheck
Von der globalen Diskussion um Werte in der Krise können wir uns selber einmal prüfen, ob wir den biblischen Werten konform handeln oder ob wir doch lieber zu den Selbstoptimierern überlaufen, wenn es mal eng wird. Ein paar einfache Fragen können uns helfen, unser Gewissen zu prüfen und fest zu stellen, ob unsere Werte im Alltag noch Gültigkeit haben. Am besten geeignet scheint das Thema Geld. Denn wenn es knapp wird, wie in einer Krise, dann zeigt sich, ob übergeordnete Werte nur Lippenbekenntnisse sind oder ob sie einen robusten Unterbau haben. Hier eine kleine Auswahl von Fragen, die uns beim Prüfen helfen, ob unsere eigenen Werte mehr Wert sind, als reine Glaubensbekenntnisse.
- Habe ich jedes installierte Programm auf meinem Computer rechtmäßig erworben?
- Zeige ich dem Finanzamt alle Einkünfte an, die zu versteuern sind?
- Bezahle ich für alle meine Fernseher und Radios die Rundfunkgebühren?
- Zahle ich meine Beiträge, beispielsweise in Vereinen auch dann, wenn es eng wird?
- Habe ich nichts aus der Firma mit nach Hause genommen (vom Kuli bis zur CD)?
- Zahle ich meinen monatlichen Kirchenbeitrag in voller Höhe?
- Mache ich den Kassierer im Laden auf jeden Cent aufmerksam, den er zu viel ausbezahlt hat, wenn ich es merke?
- Für Eltern: Bin ich im Umgang mit Geld ein Vorbild für meine Kinder?
- Wenn ich Unternehmer bin: Zahle ich meinen Mitarbeitern einen gerechten Lohn?
- Entspricht mein Fahrtenbuch exakt den geschäftlich und privat gefahrenen Kilometern?
- Sind meine Abschreibungen richtig angesetzt?
- Bezahle ich alle Lieferanten schnell und fristgerecht, auch dann, wenn ich dafür Zinsen zahlen muss?
Die Chancen der Krise nutzen
Dieser unvollständige Fragenkatalog gibt uns nur einen kleinen Hinweis auf unsere Werte und was wir daraus machen. So lange wir hier Lücken erkennen, hat die Krise noch lange nicht ihr Ende gefunden. Es ist jedoch die Chance, es ab sofort anders zu machen. Wenn wir eine Krise haben, sollten wir alle diese Chance nutzen und sofort umkehren. Jesus sagt dazu: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“. Jesus hat nie die Gerechten eingeladen zur Umkehr. Er hat die Ungerechten eingeladen. Nutzen Sie die Gelegenheit und folgen Sie seiner Einladung. Wenn Sie zu den ungerechten Menschen gehören, sind Sie herzlich willkommen. Zu den Selbstgerechten hatte Jesus eine ganz eigene Meinung, aber das gehört an eine andere Stelle.