Reinhard Schlosser, Deggendorf

Sind Naturwissenschaft und christlicher Glaube unvereinbar?

Der Professor für Mathematik und Elektrische Energietechnik gibt aktuelle und persönliche Antworten auf diese grundsätzliche Frage.



Prof. Dr. Reinhard Schlosser, geb. 16.08.1963, verheiratet, 3 Kinder, lehrt Mathematik und elektrische Energietechnik an der Hochschule Deggendorf.
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Während meiner Kindheit bestand mein Kontakt zum christlichen Glauben nur im wöchentlichen Religionsunterricht und in einigen Gottesdienstbesuchen bis zu meiner Erstkommunion. Mit etwa13 Jahren war meine Einstellung gegenüber dem christlichen Glauben bereits ablehnend. Diese Ablehnung wurde geprägt durch die Meinung in Familie, Verwandtschaft, Freundeskreis und Medien. Es wurde z. B. gesagt: "Der Glaube ist von der Kirche erfunden, um die Menschen zu kontrollieren!", "Die Bibel ist ein Märchenbuch!", "Die biblischen Wunder hat es nie gegeben!", "Jesus war ein Mensch wie jeder andere auch!" und "Gott ist eine Erfindung des Menschen!". Häufig wurden Glaube und Wissen verglichen. Wissen war gesichert, nachvollziehbar und nützlich. Der Glaube galt dagegen als minderwertig, allenfalls für alte kraftlose Leute als Opium für das Gemüt brauchbar.
 
„Mission“ gegen Glauben
Ich habe diese Meinungen übernommen. Ich entwickelte sogar einen gewissen Missionseifer, um Leute, die sich auf dem Irrweg des Glaubens befanden, wieder zurückzubringen zum Wissen. Wenn ich mich heute frage, woher die Überzeugungen derer kamen, die mir vom Glauben abrieten, dann sehe ich hauptsächlich zwei Gründe: Erstens die Schuld und das Böse, das es in der Kirchengeschichte und im Namen Gottes gab. Zweitens, und das scheint mir der entscheidende Grund zu sein, die natur­wissen­schaftliche Erkenntnislage des 19. Jahrhunderts, die ich hier in groben Zügen etwas beschreiben möchte.
 
Wissenschaftsglaube
Die Wissenschaft behauptete:
  1. das Weltall ist unendlich groß;
  2. das Weltall hat keine zeitlichen Grenzen; 
  3. die ganze Natur besteht nur aus kleinen unteilbaren, unzerstörbaren Materieteilchen, deren Bewegung durch die zwischen ihnen wirkenden Kräfte vollständig bestimmt ist.
Aus erstens folgerte man, dass Gott keinen Platz im Weltall habe und daraus entstand die Phrase vom "wohnungslosen" Gott. Aus zweitens schloss man, dass das Weltall weder Anfang noch Ende habe und dann sei die Konsequenz, dass es weder eine Schöpfung noch einen Jüngsten Tage geben könne. Aus drittens folgerte man, dass die gesamte unbelebte und belebte Natur bis hin zum Menschen ein riesiger Mechanismus sei, der in vorherbestimmten Bahnen verläuft. Man stellte sich vor, dass alles, was jemals geschah, geschieht und jemals geschehen wird im Prinzip mit Hilfe der Mathematik aus den Naturgesetzen berechenbar sei. Daraus ergaben sich die Unmöglichkeit von Wundern und die Unmöglichkeit eines freien Willens.
 
Wissenschaft und Glaube unvereinbar?
Weiter wurde gesagt, dass der Glaube an einen Gott, der erschuf, der erhält, der gegenwärtig und wundertätig ist, ein Irrglaube sei. Der christliche Glaube war demnach eine Torheit und musste ausgelöscht werden. Büchner und Haeckel bauten auf diesen Folgerungen einen naturwissenschaftlich begründeten Atheismus auf. Ende des 19. Jahrhunderts war es für Menschen, die die Naturwissenschaften ernst nahmen, schwierig geworden, weiterhin christlich gläubig zu sein.
 
Die Wissenschaft verändert sich
Anfang des 20. Jahrhunderts hat die Naturwissenschaft gezeigt, dass das Weltall nicht unendlich groß ist, dass es einen zeitlichen Anfang und ein Ende hat, dass Materie nicht unzerstörbar ist und dass das Naturgeschehen nicht einmal im Prinzip vorausberechenbar ist. Obwohl sich damit alle wesentlichen Gründe für eine Verurteilung des christlichen Glaubens als falsch herausstellten, wurde das nicht so von der breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen wie die Verurteilung des christlichen Glaubens. Auch ich selbst war von einem schon längst widerlegten naturwissenschaftlichen Materialismus geprägt.
 
Wie gelingt mein Leben?
Obwohl mein Leben bis Mitte zwanzig recht erfolgreich verlief, stellte ich mir oft die Frage, ob ich an meinem Lebensende mit meinem Leben zufrieden sein würde. Und ich fragte mich auch, ob beruflicher und sportlicher Erfolg Garanten eines guten Lebens seien und wenn nein, wie ein gutes Leben gelingen könne. Die ersten beiden Fragen konnte ich nicht mit Ja beantworten und auf die dritte Frage hatte ich keine wirkliche Antwort. Während dieser Zeit gab mir jemand ein Traktat mit dem Titel "Das Geheimnis der Bibel". Normalweise hätte ich dankend abgelehnt; da ich aber diese Person näher kennen lernen wollte, las ich aufmerksam und versuchte die üblichen Verteidigungsphrasen in der anschließenden Diskussion erst mal zurück zu stellen.
 
Wenn die Bibel Recht hat?
Als Arbeitshypothese nahm ich einfach mal an, was wäre, wenn die Bibel doch Recht hat? Die Antwort: Dann gibt es Gott, ist Gott erfahrbar, hat mein Leben einen wirklichen Sinn und Zukunft, kennt und liebt dieser Gott mich und nimmt Anteil an meinem Leben. Trennt mich mein Egoismus und das, was daraus folgt von Gott, gibt es nur einen Weg mit Gott versöhnt zu werden. Bisher hätte ich solche Aussagen nicht einmal hypothetisch an mich heran gelassen, so überzeugt war ich von der Falschheit des christlichen Glaubens. Irgendwie schienen aber obige Aussagen zu meinen Lebensfragen zu passen, auf die ich von den Naturwissenschaften keine Antwort erwarten konnte.
 
Die Entscheidung lag bei mir
Ich beschloss deshalb zur weiteren Klärung die Bibel zu lesen und mich einer christlichen Gruppe anzuschließen. Mein Vertrauen in die zentralen Aussagen der Bibel wuchs, ich bat Gott für mein bisheriges Leben um Vergebung und vertraute ihn mein weiteres Leben an. Seitdem gibt mir mein Glaube Trost und Hoffnung in den alltäglichen Herausforderungen und in den wesentlichen Lebensfragen. Hat mein Leben einen Sinn und wird es ein gutes Ende haben? Halleluja, JA!
 
Moderne Wissenschaft und Glaube sind kein Widerspruch
Das Spannungsfeld zwischen dem naturwissenschaftlich begründeten Atheismus und dem christlichen Glaube habe ich dann einige Jahre ganz aus dem Blickfeld verloren. Erst vor einigen Jahren begann ich mich, motiviert durch das Buch "Wissenschaftler entdecken Gott", intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Mittlerweile ist es ein Hobby geworden. Erstaunt stellte ich fest, dass ich kein Einzelfall bin. Es gibt eine Fülle von Büchern und Autoren, die zu diesem Thema Stellung nehmen. Erst da wurde mir klar, welche Wurzeln meine Ablehnung gegen den christlichen Glauben hatten. Ich nahm zur Kenntnis, dass die materialistische Naturphilosophie naturwissenschaftlich widerlegt ist.
 
Die Bibel bleibt
Die neusten Erkenntnisse verneinen also das Naturbild, das seinerseits Gott verneinte. Ein vorurteilsfreier Atheist, der die heutige Naturwissenschaft kennt und versteht, muss zugeben, dass sein Atheismus, der 1900 noch als durch die gesamte Naturwissenschaft begründet erschien, heute nur noch eine Glaubensmeinung ist. So kann der Christ heute aus den Erkenntnissen der modernen Physik zwar nicht einen Wahrheitsbeweis seines Glaubens, wohl aber die bestätigende Zusicherung entnehmen, dass hier nichts seinem Glauben entgegensteht. Es gab und gibt viele Wissenschaftler, die sich den eingangs erwähnten Folgerungen nie anschlossen oder sie wenigstens später, nicht nur wissenschaftlich, sondern auch in ihren ideologischen Bedeutungen verwarfen. Seit ich mein Leben in die Hand Jesu legte, weiß ich, woher ich komme, wohin ich nach meinem Tod gehe und erlebe dankbar die Kraft und die Gnade Gottes in meinem beruflichen Alltag und in der Familie.


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