Jürgen Lehmann, Göppingen

Unter Gottes Schutz

Er war ein kleiner Bub, als die Familie evakuiert wurde und sich schließlich nach vielen Umwegen alle wohl bewahrt wieder trafen.

Jürgen Lehmann, geb. 1940, verheiratet, 3 Kinder, 4 Enkelkinder, ist ausgebildeter Diplomingenieur. Nach seinem aktiven Berufsleben übernahm er verschiedene Aufgaben bei „Christen im Beruf“. Gemeinsam mit seiner Frau Marianne betreut er den VOICE-Stand bei Konferenzen, nimmt an Auslandseinsätzen teil, ist Chapter-Leiter in Schwäbisch-Gmünd und Regionalleiter in Baden-Württemberg.
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Als wir, meine Zwillingsschwester und ich, im April 1940 in Berlin geboren wurden, hatte der Zweite Weltkrieg schon begonnen. Wir waren das sechste und siebente Kind. Davor gab es auch bereits Zwillinge. Das Nazi-Reich wollte unsere Eltern mit einem Orden für kinderreiche Familie ehren. Aber sie lehnten diese „Ehrung“ als gläubige Katholiken ab. Überraschenderweise gab es deswegen keine Repressalien.

 

Bewahrt in vielen Gefahren

Wegen der beginnenden Bombenangriffe auf Berlin wurde meine Mutter mit uns Kindern im Juli 1943 nach Ostpreußen evakuiert. Wir kamen auf einem großen Gutshof unter. Einen Monat später ging unser Haus in Berlin durch Brandbomben in Flammen auf. Nichts vom Hausrat konnte gerettet werden. Es war eine Bewahrung, dass wir nicht mehr in diesem Haus wohnten.

Für uns Stadtkinder war eine ländliche Umgebung ungewohnt und voller Reize. Meine Zwillingsschwester und ich spielten am Brunnen. Dabei muss ich hineingefallen sein, hielt mich aber irgendwie am Rand fest und konnte mich selbst wieder hochziehen. Die ganze Sache kam nur heraus, weil ich klitschnass zum Mittagstisch gerufen wurde.

Zum Heuboden stieg ich auf einer Leiter hoch, um nach Hühnereiern zu suchen. Meine Zwillingsschwester kletterte hinterher. Den Rückweg nahm ich unwissend mit dem Rücken zur Leiter und kam gut unten an. Meine Schwester tat das gleiche, verlor aber das Gleichgewicht und fiel mit dem Gesicht auf die Abflussrinne vom Schweinestall. Es gab eine große Platzwunde über dem rechten Auge, die genäht werden konnte. Wir waren froh und dankbar, dass nichts Schlimmeres passiert war.

 

Heimfahrt mit dem letzten Zug

Wegen der heranrückenden Ostfront wurden wir im September 1944 von Ostpreußen nach Schlesien evakuiert. Aber der Krieg war schon verloren, so dass wir uns im Februar 1945 wieder auf den Weg zurück nach Berlin machten. Es war Winter und die sechs Kilometer zum nächsten Bahnhof gingen wir zu Fuß. Unterwegs ließen wir Kinder fast alles fallen, was wir noch mühsam ein Stück des Weges getragen hatten. Vom Bahnhof Lauben ging ein Zug nach Görlitz. Dort mussten wir umsteigen. Der Bahnhof war überfüllt mit Flüchtlingen. Meine Mutter erbat in der DRK Station Hilfe, damit sie mit uns großer Kinderschar im Gedränge zusammenbleiben und in den Zug steigen könnte. Es gab nur noch Güterwagen. Die DRK-Schwester sah nur eine Möglichkeit: Sie wies auf einen Abstellwagen auf dem Nebengleis, der angekoppelt werden sollte. So schlich sich meine Mutter im Dunkeln mit uns dorthin und wir setzten uns in den Güterwagen. Tatsächlich, als der Zug einfuhr, wurde unser Güterwagen noch angehängt. Es war der letzte Zug von Görlitz nach Berlin, der nicht bombardiert wurde.

 

Alle haben überlebt!

In Berlin wurde uns eine Wohnung zugewiesen. Wegen der Bombenangriffe lebten wir nur im Keller und schliefen in Stockbetten. Die Russen eroberten die Stadt und suchten nach Frauen. Unsere Mutter versteckte sich oben an der Wand im Stockbett. Wir jüngsten Kinder legten uns davor. So wurde sie vor Missbrauch durch die Soldaten bewahrt.

Unser Vater musste während unserer Evakuierung in Berlin bleiben. Als Konditormeister hatte er für die Bevölkerung von Berlin Brot zu backen. Dennoch zog ihn die deutsche Wehrmacht noch im März 1945 zum Volksturm ein. In Potsdam konnte er seinen Offizier dazu überreden, ihn wegen seiner großen Familie fliehen zu lassen. Trotz der großen Gefahr, als Deserteur noch irgendwo erschossen zu werden, schaffte er es heim zur Familie.

 

So erlebten wir als große Familie viele Bewahrungen und ich bin dankbar, dass wir unter Gottes Schutz standen. Da ich in dieser Zeit erst 3 – 5 Jahre alt war, weiß ich manches allerdings nur durch das Erzählen meiner Eltern und älteren Geschwister.



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