Dominik Klenk, Reichelsheim

Ehe und Familie war gestern?

Der Prior der Gemeinschaft „Offensive junger Christen“ (OJC) erklärt, warum Ehe und Familie grundlegend wichtig sind für den sozialen Frieden.

Dr. Dominik Klenk, Journalist und Medienpädagoge, promovierter Philosoph. Ehemals Handballprofi und Unternehmer. Leiter und Prior der Offensive Junger Christen (OJC). Verheiratet mit Christine, 3 Kinder.
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Von Anfang an ist das Potenzial des Menschen wie der Menschheit überhaupt in die spannungsvolle Polarität von Mann und Frau hineingelegt. Das Weibliche an sich gibt es ebenso wenig wie das Männliche an sich. Nur im Miteinander und Aufeinander-Zu erkennt sich die Frau als Frau und der Mann als Mann. Dieser spannungsvollen Gegenseitigkeit liegt ein „großes Geheimnis“, wie der Apostel Paulus es nennt, zugrunde, das wir nicht enträtseln, sondern nur empfangen können. Der Rahmen dieses Geheimnisses ist die Wirklichkeit Gottes und unsere Beziehung zu ihm. Von ihm her und auf ihn hin erschließt sich uns der Horizont der Geschichte, der Generationen und der Geschlechter. Verdunkelt sich dieser Zusammenhang, erscheint auch geschlechtliche Identität als mehr oder weniger willkürliches Konstrukt und dient entweder als ein Instrument der Herrschaft oder als Spielwiese unverbindlicher Selbstentwürfe.

 

Identität und Würde

Um seine Würde zu leben und zu behaupten, muss der Mensch „Ich“ sagen lernen. Dieses „Ich“ wird maßgeblich im Erfahrungsraum von Beziehungen gebildet: „Das Ich wird am Du“, schrieb Martin Buber. Wo Beziehungen unklar bleiben, weil das „Du“, das Gegenüber als Mann oder Frau, als Vater oder Mutter, als Sohn oder Tochter, als Bruder oder Schwester uneindeutig bleibt oder durch Verletzungen verzerrt wurde, wird sich auch das „Ich“ verschwommen und unklar erleben. Deshalb verweist im Grunde jede ethische Forderung nach Frieden und Gerechtigkeit auf diese Ursehnsucht nach Identität und Würde, nach Ebenbürtigkeit – letztlich nach Ganzheit. Im menschlichen Miteinander gibt es nichts, was diesem Bedürfnis auch nur annähernd so gerecht werden kann, wie die Familie. Deshalb tut jede Gesellschaft gut daran, Ehe und Familie zu schützen und nach Kräften zu fördern, denn darin liegt ihre Zukunft, ihr Potenzial zur Erneuerung und zur Sicherung des sozialen Friedens.

 

Utopien statt Ethik

Wir leben in einer Zeit, in der die Familie neu auf dem Prüfstand steht. Zunehmend operieren Politik, Ökonomie und Medien mit Konzepten von Mann und Frau, Familie und Elternschaft, die Theoretiker auf der Grundlage der zerrütteten Wirklichkeit und fingierter Utopien zusammengetakelt haben und nun als Ideal propagieren: statt der empfangenen die wählbare Geschlechtsidentität; statt Mann und Frau den „Gender“, statt Vater und Mutter das Elter I. und Elter II. Alles, was mit der Geschlechtlichkeit zu tun hat, wird als Konstrukt, ja als Zwang verunglimpft. Und alles, was dem vermeintlich individuellen Lebensentwurf des geschlechtsbeliebigen Menschen entgegensteht - und das ist in erster Linie nun mal die Familie -, soll durch Gender Mainstreaming neutralisiert werden. Dabei fallen der Utopie des autonomen, von Geschlechts- und Familienbezug losgelösten Individuums gerade jene ethischen Grundsätze zum Opfer, ohne die es keine Freiheit und Gerechtigkeit geben kann.

 

·         Gerechtigkeit: Die Herstellung von Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern ist fundamental für die Forderung nach Gerechtigkeit in der Gesellschaft überhaupt.

·         Menschenwürde: Die Würde des Menschen ist begründet in seiner Gottebenbildlichkeit. Nach jüdisch-christlichem Verständnis entfaltet diese sich in der Zusammengehörigkeit trotz aller Unterschiedlichkeit von Mann und Frau.

·         Geschlechterverhältnis: Kultur und Gesellschaft geht stets aus den schöpferischen Kräften von Frauen und Männern hervor, die miteinander in Beziehung stehen. Ihr vitaler Kern gründet in der Einheit der Familie, bestehend aus Mann und Frau und der aus ihrer Verbundenheit hervorgehenden Nachkommen.

·         Vaterschaft und Mutterschaft begründen Familie auf einzigartige, unersetzliche und einander ergänzende Weise. Daher hat der Schutz von Ehe und Familie, die Wertschätzung von Elternschaft und die Sicherung von förderlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für den Friedensschluss zwischen den Geschlechtern oberste Priorität.

 

Für die Vermittlung dieser Werte an die nächste Generation sind die Vorgaben des Gender Mainstreaming denkbar ungeeignet:   

  • Ein Gerechtigkeitskonzept, das auf Einebnung von Verschiedenheit zielt, höhlt den Eigen-Wert des Unterschiedes aus, auf dem alles menschliche Miteinander aufbaut.
  • Eine Gesellschaftsform, die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung unter Generalverdacht stellt, bleibt ein intellektuelles Konstrukt, das an den Bedingungen des Lebens vorbeigeht und die Talente von Männer und Frauen ignoriert.
  • Ein Freiheitsideal, das die Verbundenheit zwischen Geschlechtern und Generationen lockert und die Selbstbestimmung des Einzelnen als wichtigsten Maßstab proklamiert, schafft ein System der Unverbundenheit und Beliebigkeit.

 

Gütesiegel „Bedürftigkeit“

Als Geschöpf verdankt der Mensch seine Existenz der Liebe seines Schöpfers – und er bleibt dieser Liebe bedürftig. Solche Bedürftigkeit mag uns als Zumutung erscheinen – aber weil sie dem Menschen vom liebenden Schöpfer zugetraut wird, schließt die Zumutung auch die Verheißung ein, selber zu lieben und Leben weiterzugeben. Das Bestreben, den Unterschied zwischen den Geschlechtern einzuebnen, kündigt also ein Verhältnis zwischen Bedürftigen auf, das in liebendem Empfangen und liebendem Schenken besteht. Die Bedürftigkeit aber wird bleiben.

Kompensation bietet dann nur noch der Tausch – Leistung gegen Leistung, Ware gegen Preis. Was kein Preisschild hat, gilt als wertlos. Mittags in der Kantine Essen an Fremde auszugeben, ist Erwerbsarbeit. Das Mittagessen für die eigenen Kinder zu Hause bleibt unvergütet – hat es deswegen keinen Wert? Zeitaufwendige Innovationsprojekte im Unternehmen genießen Ansehen und werden gut bezahlt. Zeitintensives ehrenamtliches Engagement zahlt sich monetär nicht aus – bringt es deswegen keinen Gewinn?

 

Friedenschluss der Geschlechter

Es gilt, in den Blick zu bekommen, dass eine faire und nachhaltige Ökonomie auf Grundlagen beruht, die sie selbst nicht schaffen kann. Der privilegierte Ort, diese Grundlagen zu erwerben, ist der verbindliche Rahmen personaler Beziehungen, besonders in der Familie, denn hier wird die Erfahrung von Bedürftigkeit und Unterschiedlichkeit kreativ gestaltet und eingeübt. Kinder bilden durch die hier erhaltenen Impulse von Wertschätzung, Solidarität, Empathie und Fürsorge das Empfinden für Gerechtigkeit aus. Und sie lernen, wie die unterschiedlichen Gaben und Unvollkommenheiten der Geschlechter humorvoll zu gestalten sind. So arbeiten wir ganz konkret am Friedensschluss zwischen den Geschlechtern – ohne realitätsferne Gleichmacherei. Den biblischen Entwurf vom Menschen gilt es neu zu entdecken und in die öffentlichen Diskussionen einzubringen. Denn Ehe und Familie sind der zentrale Baustein unserer Gesellschaft. Sie bilden den Schutzraum für eine gelingende Zukunft unserer Kinder. 



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